von ATA » Montag 17. Januar 2011, 11:31
Politkermeinung: bekannt!
Verbrauchermeinung: bekannt
Erzeugermeinung: bekannt
was noch fehlt ist die Meinung der betroffenen Hühner:
Moin zusammen. Mein Name ist Bertha. Ich bin ein Legehuhn und gehöre zu den Leghorns. Meine Verwandtschaft ist riesengroß, dazu gehören u.a. Rhodeländer und Wyandotten, ganz abgesehen mal von den Italienern und Andalusiern, die ich nicht so gerne mag.
Täglich produzieren wir eine große Menge von erstklassigen Eiern und Spitzenkräfte unter uns bringen es auf eine Jahresleistung von 300 und mehr Stück.
Größte Abnehmergruppe sind die Menschen, die uns als Gegenleistung füttern und für ein Dach über unseren Köpfen sorgen. So ist es in den meisten Fällen. Selbstverständlich liefern wir auch einwandfreies Frischfleisch, wenn es denn sein muss, unter Einsatz unseres Lebens. Selbst unsere Kinder sterben für das Wohlergehen dieser Menschenwesen, mit denen wir uns schließlich irgendwie verwandt fühlen, haben sie doch auch zwei Beine.
Über Jahrhunderte hinweg haben wir uns immer wieder arrangiert und friedlich nebeneinander gelebt. Wir hatten unser Auskommen und vor allen Dingen konnten wir täglich an der frischen Luft unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Scharren! Von früh morgens bis zum frühen Abend und das an jedem Tag: Scharren und Picken und dabei ist uns auch so mancher Wurm vor die Schnäbel gekommen. Welch ein Leckerbissen!
Leider ist ja nun, und das stelle ich täglich auf ´s Neue mit großem Bedauern fest, eine schreckliche Wandlung im Zusammenleben zwischen Huhn und Mensch eingetreten: Massentierhaltung auf engstem Raum! Dadurch verlieren ich und meine Freunde mehr und mehr an Lebensraum, die Luft zum Atmen wird immer weniger, zum Scharren bleibt kaum noch Platz und wenn ich mir die vielen Berichte im Fernsehen anschaue, wie meine Artgenossen häufig ihr Dasein fristen müssen, dann bleibt mir kaum noch etwas anderes übrig, als zum lieben Gott zu beten, diesem zum Teil unsäglichen Treiben ein Ende zu bereiten….
Und wenn jetzt eine Zeitung schreibt: Zur Massen-Hühnerhaltung bleiben noch viele Fragen offen, dann kann ich dazu nur sagen: Gebt den Hühnern was den Hühnern ist: Artgerechte Haltung in kleineren Wohneinheiten! Mehr Freiheit für uns Hühnervolk!
Sehr Schlimmes ist jetzt passiert. Mit Dioxin verseuchtes Futter hat man uns vorgesetzt. Ekelhaft! Und das Tolle daran ist: Keiner will es gewesen sein, der dafür die Verantwortung übernimmt. Jeder schiebt die Schuld auf andere und zwar solange, bis einer dieser Menschen zu der Erkenntnis gelangt:
Die Hühner hätten das Zeug ja nicht zu fressen brauchen…….
Dieser Meinung werden sich dann bestimmt wieder alle anschließen. Kennen wir ja.
Und was da mit unseren lieben Kleinen passiert, ist wirklich der Gipfel!
Kaum auf der Welt werden sie schon unter dem ökonomischen Begriff:
HÜHNERMAST erfasst und werden ohne jegliche Mutterliebe zu sogenannten Brathähnchen auf engstem Raum gemästet, ausschließlich nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen. Und geht es um den Unbedenklichkeitsnachweis solcher Ghettos, dann geht es nur darum, ob auch die Menschen unsere Nähe aushalten können. Ich will hier keine Einzelheiten aufzählen, aber fragt eigentlich mal jemand danach, wie den Tieren zumute ist? Der Mensch macht sich einfach seine passenden Gesetze in Aurich, Osnabrück, Berlin oder gar in Brüssel, wie wir zu behandeln sind. Gefragt werden wir nicht. Wir haben auch keine Möglichkeit uns zur Wehr zu setzen.
Und täglich müssen wir mehr leiden.
Wie oft hat ein Bekannter von mir schon darüber schon berichtet, wie fröhlich meine Vorfahren früher gelebt haben. Übrigens, mein Bekannter ist ein älterer Mann, der ein normales Hühnerleben schon x-mal hinter sich gelassen hat. Er weiß noch genau, dass seine Großeltern früher auch Hühner gehabt haben. Sieben Stück. Einen sehr schönen Stall haben die gehabt, wobei für jedes Tier fast ein Quadratmeter Freifläche zur Verfügung stand. Nachts hatte man eine Schlafecke mit bequemen Schlafstangen, Rick genannt.
Jeden Tag konnten die nach Herzenslust scharren und regelmäßig gab es prima Körnerfutter von Weerdas oder Hinrichs Mühle. Oftmals war es auch so, besonders im Herbst, dann durften alle Hühner frei im Garten herumlaufen, die mussten sich nur vor der Katze in Acht nehmen. Ach waren das Zeiten!
Wenn ich da so an die heutigen Verhältnisse denke…..
Bioaerosole, Masthähnchenstall, EU-Verordnungen, Emissionen, Raumbedeutsamkeit, bauplanungsrechtliche Steuerungsmöglichkeiten, Gesetzesbindung, Baugesetzbuchparagrafen, amtsärztliche Statements usw.usw., alles Begriffe, mit denen wir Hühner eigentlich gar nichts zu tun haben wollen.
Und dann meinen doch tatsächlich noch Leute, man soll doch bitte schön wegen der Massentierhaltung die Bauern nicht so schikanieren. Wo gibt ´s denn so was? Wer denkt denn dabei eigentlich an uns? Kein Sterbenswörtchen über uns Hühner! Weder ein Wort des Mitleids noch des Verständnisses über unsere missliche Lage.
D´rum Menschen, gebt euch einen Ruck
und gönnt uns einen Hühnerhuck.
Und lasst uns auch wie Hühner leben,
so ganz nach Hühnervorschrift eben.
Wir wollen wieder scharren können,
das ist die Meinung aller Hennen.
Auch Hühnermiere lieb´n wir sehr,
die hatten wir schon lang´ nicht mehr.
Und denkt dabei, so wie ich meine,
auch einmal an die armen Schweine.
Die hab´n ´s ja auch nicht sehr viel besser:
Hier Dioxin, da Schlachtermesser.
Ein Wort noch, eh´ ich mich empfehle:
Auch Tiere haben eine Seele!!
So, das musste einfach gesagt werden und nun denkt ruhig einmal darüber nach. Du auch!
Und kommt mir nicht mit der Feststellung: Un achterna kakeln de Höhner.
Eure Henne Bertha
aus der früheren Sandbauernschaft
Leben und leben lassen!