Hallo Maik, Timo, und alle die das lesen!
Reisen bildet die Stufen der Erfahrung. Insofern sollten jene, die davon träumen, es auch tun. Auch ich habe mit Auswandern reichlich Erfahrungen gesammelt (war in Chile verheiratet und habe dort gelebt). Nach grandiosem Scheitern musste ich damals wieder zurückkommen, um in meiner alten Heimat wieder bei Null zu beginnen. Nach zehn Jahren habe ich mich wieder hochgearbeitet, und aufgrund der Weltlage ab 2009 meine Fühler nach Uruguay ausgestreckt. Meine Freundin zieht voll mit, das hat mir von Anfang an auch geholfen. Nun schlagen wir seit Jahren Wurzeln in Uruguay, diesmal jedoch ohne die Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen.
2009 bin ich alleine für einen Monat nach UY geflogen, hab mir übersichtsmäßig alle Gegenden angeschaut (Qualität der Erde, Grundwassersituation, Energie, Leute, Sicherheit...Kosten für Brunnenbau und vieles mehr), alles in einem kleinen Büchlein vermerkt, viele Fotos dazu gemacht. Dann habe ich über zwei Jahre regelmäßig den Mercado-Libre im Internet studiert, bis ich auf ein wirklich gutes Angebot gestoßen bin (optimale Größe, Lage, eigene Quelle, altes Häusschen drauf, Altbaumbestand...). Alleine dafür ist es wichtig die Sprache zu sprechen! Innerhalb einer Woche haben wir gebucht, sind rübergeflogen, haben das Grundstück angeschaut, und haben gekauft. Zu unserem Glück haben wir einen Vertrag Pastero mitübernommen, d.h. ein Pachtvertrag für die Weiden. Das Geld das wir dafür quartalsmäßig bekommen reicht für die Steuer, und die Zäune inkl. sonstiger Infrastruktur wird auch in Schuss gehalten.
Danach waren wir jedes Jahr einen Monat dort, haben Schritt für Schritt alles aufgebaut (altes Häuschen saniert, Obstbäume gepflanzt, Zisterne gebaut, Wassertank mit Leitungen verbaut, neues Häuschen dazu gebaut, Solarenergie implementiert, Einrichtung angeschafft, ...2016 fehlt nur noch ein gebrauchtes Auto und ein paar Kleinigkeiten. Der Kern der Geschichte: Wenn die Situation in Europa problematisch wird, wird es weltweit schwieriger werden. Dann ist es wahrscheinlich vorteilhaft, abseits der großen Städte zu leben (in einsameren Gegenden). Vorteil: Dort sind die Grundstücke auch viel!!! günstiger. Nachteil: Sich in abgelegenen Gegenden den Lebensunterhalt von Anfang an zu bestreiten ist schwierig bis unmöglich (da muss man erstmal was zum Wachsen bringen). Und solange es in Europa noch läuft ist das Leben hier auch schön und das Geld leichter verdient. Wir haben es vorgezogen, alles langsam, sozusagen nebenbei, aufzubauen (da hat man auch Zeit soziale Kontakte mit den Nachbarn wachsen und reifen zu lassen), so wie man eine Festplatte für ein Backup spiegelt. Und wenn es in Europa untragbar wird, machen wir einen fliegenden Wechsel, bzw. werden wir mit zunehmenden Alter immer mehr Zeit dort verbringen. Bis dahin genießen wir wunderschöne Urlaube und erfreuen uns an der Natur und den Menschen Uruguays, und an allem was wir aufbauen und dort Schritt für Schritt entsteht. Sogar sein Geschäft kann man sich auf diese Art und Weise langsam aufbauen. Ohne Stress und Existenzängste.
Aus meiner bisherigen Erfahrung heraus kann ich zusammenfassend raten:
1) Du kannst alles zurück lassen. Nur niemals dich selbst und deine eigenen Probleme.
2) Setz niemals alles auf ein einziges Pferd. Nicht alle Pferde gehen durchs Ziel.
3) Nichts überstürzen. Alles braucht seinen Ort und seine Zeit zum Reifen.
4) Das Beherrschen der Sprache ist der Schlüssel zum neuen Umfeld.
5) Die Wiesen beim Nachbarn sind immer grüner. Glaubt man.
Saludos Amigos

Churrinche